Krämerladen der Zukunft als "Kulturoase"

Was ist damit gemeint?

Dreigliederung des sozialen Organismus und gesellschaftlicher Wandel 

Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Ein gesunder sozialer Organismus besteht immer aus drei Bereichen (Gliedern):

Rechtsleben (Vereinbarungen über das Zusammenleben, Gesetze),

Geistesleben (Bildung, Kunst & Kultur, Gesundheit) und

Wirtschaftsleben (Befriedigung der Bedürfnisse aller Mitmenschen).

Diese drei Glieder müssen eigenständig agieren dürfen. Denn:

Im Rechtsleben brauchen wir Gleichheit (vor dem Gesetz müssen alle Menschen gleich sein, egal ob sie Chef eines riesigen globalen Unternehmens oder illegaler Einwanderer sind),

im Geistesleben brauchen wir Freiheit (anstelle von wirtschaftlich-politischer Regulierung) und

im Wirtschaftsleben brauchen wir Brüderlichkeit (anstelle von Spekulation und Gewinnmaximierung).

Vertreter aus den jeweiligen Bereichen müssen im Dialog miteinander sein um die Bedürfnisse der anderen Bereiche erkennen und verstehen zu können und Entscheidungen im Hinblick auf das große Ganze zu treffen.

Leider ist unser weltweiter sozialer Organismus alles andere als gesund, sondern an vielerlei Übergriffen erkrankt, was sich nur allzu deutlich an zahllosen wirtschaftlichen und sozialen Problemen offenbart.

Wirtschaftskriege, Bauernproteste, Energiepreisexplosionen, zunehmende Armut sind nur einige wenige Schlagworte, die Liste ist lang … 


Wie kommen wir heraus aus dieser Bredouille?


NICHT indem wir …

 

… uns als „Aussteiger“ aus der Gesellschaft herausnehmen und Probleme ignorieren.

… „das System“ ablehnen und uns wieder (scheinbar) selbst versorgen.

… unser ökologisches Gewissen durch den Einkauf im Bio-Supermarkt oder einen Bio-Lieferdienst befriedigen.

… „zurück zur Natur“ finden, die in ihrer unkultivierten Form niemals alle Menschen auf diesem Planeten ernähren könnte.

… unsere Kinder in Ganztagesbetreuungen abstellen, um Geld zu verdienen.

… Tag für Tag auf unsere Smartphones, Laptops und Fernseher starren und verpassen, was sich vor unseren Augen und Nasen abspielt.

… uns auf eine Regierung verlassen, die es „schon richten“ wird.

 

SONDERN indem wir…

 

… alles in unsere Macht liegende tun, um Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten.

… Missstände wahrnehmen und – anstatt sie zu kritisieren – mithelfen, sie zu transformieren.

… unser Konsumverhalten hinterfragen und bewusst Alternativen wählen.

… unsere Bauern vor Ort in Form von solidarischen Konzepten unterstützen, anstatt möglichst günstige Produkte zu kaufen.

… unseren Kindern (und denen unserer Kinder, Geschwister, Freunde, Nachbarn, …) nicht nur Wissen, sondern auch Naturerfahrung, Musik und echte Kultur vermitteln.

… anfangen, unsere Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen, anstatt uns blind auf politische Vorgaben, Ärzte, STIKO und Pharmaindustrie zu verlassen.

… begreifen, dass wir längst nicht mehr für uns selbst, sondern für die Anderen arbeiten und das in Zukunft mit Bewusstsein und Freude tun.

… erkennen, dass wir nur wirklich zufrieden sind, wenn es auch unseren Mitmenschen gut geht.


Kulturoase in der Stadt - 

Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit

Die Städter sind am meisten gefordert, den Wandel voranzutreiben, da sie im Vergleich zu den oft mangelnden dörflichen Versorgungsstrukturen alles „vor der Haustür“ haben, und es auf kurze Sicht keine Notwendigkeit gibt, etwas zu verändern. Wir wissen alle, dass wir etwas verändern müssen. Und wir wissen alle, dass wir dabei nicht auf Politik oder Wirtschaft warten dürfen, sondern bei uns selbst anfangen. Das bedeutet, auch dann etwas zu verändern, wenn wir uns selbst vielleicht nicht in einer akuten Not erleben.

Das Ladenlokal ist eine Art „Zentrale“, von der aus drei Bereiche vernetzt werden. Denn diese Bereiche unserer Gesellschaft benötigen am dringendsten unsere Unterstützung:
 

Das sind zu allererst Bauern, Gärtner, Winzer, etc. also alle, die für unsere Lebensmittel sorgen. Wenn wir in Zukunft gesunde, lebendige Nahrung zu uns nehmen wollen, müssen wir weg von der Idee, einzelne Lebensmittel zu kaufen und hin zu solidarischen Konzepten, die ganze Höfe unterstützen, um ihnen Planungssicherheit zu geben und sie von Preisdruck und politischen Subventionen zu befreien.

Neben dem reinen Verkauf von Produkten, sollen im Krämerladen zukünftig unsere Bauern und Erzeuger der Region durch Direktabnahmen unterstütz werden, in Form von Sammelbestellungen und / oder durch eine solidarische Mitfinanzierung des Hofes (Solidarische Landwirtschaft) bzw. des Unternehmens (Solidarische Kulturlandschaft). Daneben gibt es aber auch ein breites Informationsangebot zum Thema Sicherung fruchtbarer Böden (Bodengenossenschaften, Aufbau Dauerhumus, etc.) und konkrete Tipps, wie man als Einzelner oder als Gruppe aktiv werden kann.


Mindestens genauso dringen wie die Bauern, brauchen unsere Kinder und Enkel unsere Unterstützung, denn sie werden zunehmend ignoriert und abgestellt. Einkommen generieren steht (meist notgedrungen) an erster Stelle. Kinder werden dann häufig noch so „nebenher“ bekommen und aufgezogen. Sie werden zunehmend „abgestellt“, sei es vor Smartphone, Fernseher und Co. oder in ganz früher Fremdbetreuung. Vor allem in gewissen sozialen Schichten herrscht kaum bis kein Bewusstsein über die Schäden, die z.B. eine ständige Mediennutzung in einem Kind anrichten kann. Was unsere Kinder mehr als alles andere brauchen ist unsere Zu-Wendung. Wenn wir wollen, dass sie sich zu Menschen und nicht zu Maschinen entwickeln, müssen wir ihnen als Menschen begegnen, ihnen unsere Zeit und Aufmerksamkeit schenken und ihnen Erfahrungen abseits von Bildschirmen und konsumbasierten Freizeitbeschäftigungen bieten.


Im Krämerladen soll es Angebote vor allem für die Kinder aus der Nachbarschaft geben: Malen, Basteln, Singen, Musizieren, altersgerechtes Puppentheater, Märchenerzählen, … Hier geht es vor allem darum, in ein eigenes kreativ werden zu kommen. 

(Kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und Workshops sind auch für Erwachsene geplant.) 

Das dritte Thema ist unsere Gesundheit. Trotz aller Bemühungen gibt es keine einheitliche Definition über Krankheit und Gesundheit. Aus unserer Sicht ist Gesundheit die ständige Auseinandersetzung mit dem „Fremden“, also mit all dem was nicht „Ich“ ist. Gesund ist, wer das Eigene gut kennt und wahrnimmt und das Fremde im richtigen Maß verwandelt oder abstößt (verdaut). Da wir lebendige Wesen sind, kann dieser Prozess nicht statisch sein, sondern befindet sich in ständiger Bewegung und Veränderung.

Überall ist es für uns selbstverständlich, dass man sich anstrengen muss, um vorwärts zu kommen. Zum Beispiel beim Sport. Jeder weiß, dass Muskeln nur stark werden wenn sie trainiert werden. Auch unsere Gesundheit – körperlich-geistig-seelisch – funktioniert so. Was allerdings in unserer heutigen Gesellschaft weigehend nicht erkannt wird. Um jeden Preis und mit allen Mitteln wird versucht, Krankheit zu verhindern oder zu stoppen. Und dabei werden wir tatsächlich – wie jeder leicht selbst beobachten kann – immer häufiger und heftiger krank.

Wenn wir uns nicht vollständig abhängig von industriell hergestellten Medikamenten machen wollen, müssen wir vor allem wieder lernen, was ein Immunsystem ist, wie es funktioniert und wie wir es gesund aufbauen und trainieren können.

Im Krämerladen gibt es dazu sowohl Informationsveranstaltungen als auch eine breite Vernetzung zu Fachleuten (Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten, etc.), denen nicht daran gelegen ist, den Patienten zu heilen, sondern deren Ziel eine größtmögliche Aufklärung und somit Hilfe zur Selbsthilfe ist. Auch Information, Beratung und gegenseitiger Austausch (Arbeits-/Diskussionsgruppen) zu alternativen Heilmethoden, geistig-seelischen Schulungswegen und Maßnahmen zur Salutogenese sind geplant. Außerdem Verkauf von einfachen Hausmitteln wie Pflegecremes und Salben, Heilkräutermischungen, Tees, Utensilien für Äußere Anwendungen (z.B. Wickel, Fußbäder, etc.)

Der Krämer – ein „Was-du-wirklich-brauchst-Laden“

In früheren Zeiten war der Krämer oder Kramer der Ort, an dem man (bis auf frische Lebensmittel) so ziemlich alles kaufen konnte, was zum alltäglichen Leben benötigt wurde.

Fun-Fact: Der Begriff „Kram“ hat sich erst in den letzten Jahrzehnten zu einer negativen Bedeutung hin entwickelt.

In Zeiten der gigantischen Supermarktketten, Möbel- und Einrichtungshäusern, Drogeriemärkten und Onlineapotheken gibt es zwar das jeweilige Sortiment in riesigen Mengen und von zig unterschiedlichen Herstellern, doch dieser eine Ort, an dem man alles bekommt, was man wirklich braucht – den gibt es nicht (mehr).

Das Geschäftskonzept unseres Krämerladens ist nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt, sondern auf Nachhaltigkeit. Im Sinne der Krisenfestigkeit werden hauptsächlich Produkte zur Befriedigung der existentiellen Grundbedürfnisse angeboten. Die „fünf Säulen des unmittelbaren Überlebens“ sind (Trink-)Wasser, Nahrung, Licht und Wärme (Energie), Schutz (Haus und Kleidung) und Wissen.

Da wir aber nicht nur überleben, sondern auf lange Sicht auch gut, gesund und zufrieden leben wollen, gibt es darüber hinaus auch noch mehr. Wir sind an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt und wollen in Zeiten möglicher Versorgungsengpässe nicht auf Produkte des täglichen Lebens wie etwa Kaffee, Zahnbürsten, Windeln, Tampons oder Klopapier verzichten, auch wenn wir ohne sie vielleicht überleben könnten. Jegliche Art von  Luxusgut hingegen wird bewusst nicht angeboten.

Dieses Basis-Sortiment wird dann nach und nach erweitert. Kundinnen und Kunden dürfen und sollen dabei Anregungen geben, was sie im täglichen Leben benötigen. Zu diesem Zweck liegen „Wunschzettel“ aus. Wenn uns das gewünschte Produkt auch sinnvoll erscheint, nehmen wir es mit ins Sortiment. Der Laden darf so nach und nach wachsen und sich an stetig verändernde Bedürfnisse anpassen. Im Sinne der Dreigliederung: Produzenten im Dialog mit Konsumenten.

Weitere kleine „Einzigartigkeiten“


„Visiteekarten“: 

Gegen eine geringe Gebühr kann man für die eigene Dienstleistung einen Stapel Visitenkarten dalassen. Kontakte werden nach Branchen einsortiert. Wer eine Dienstleistung benötigt, kann Einsicht nehmen und Visitenkarten gegen noch geringere Gebühr erwerben. Das ist dann ein bisschen wie eine analoge Google-Suchanfrage. Wenn ich einen guten Gärtner (Handwerker, Steuerberater, IT-Fachmann, …)  brauche, kann ich entweder „Gärtner Nürnberg“ googlen und eine Reihe von gesponserten Links bekommen, oder in den Krämerladen gehen und unter der Branche „Garten“ eine Handvoll vertrauensvoller Menschen finden, die wirklich aus der Region sind.) Keine Flyer, nur Kontaktdaten und Branche.

„Pfeffercorner“ - Second-Hand-Eck: 

Wer handliche, hochwertige Dinge besitzt, die er her schenken möchte, kann damit den Laden unterstützen und andere Menschen erfreuen, die gern noch ein paar Euro dafür erübrigen.

Treffen in der Öffentlichkeit ohne Konsum-Zwang:

 Der Aufenthaltsbereich kann während der Laden-Öffnungszeiten als Treffpunkt genutzt werden. Dies richtet sich vor allem (aber nicht nur!) an die Nachbarschaft.

Die Erfahrung zeigt, dass z.B. im Sommer an Eisdielen viele Menschen zusammen kommen, die sich zwar kennen, aber nicht explizit verabredet haben, und nun hier miteinander ins Gespräch kommen. Diese Begegnungen können äußerst wertvoll sein, vor allem für ältere Menschen die zur Vereinsamung neigen oder Menschen, die aus beruflichen oder familiären Gründen wenig Kontakt zu anderen Menschen haben. Im Winter, wenn dann die Eisdiele geschlossen hat, gibt es diesen sozialen Treffpunkt nicht mehr, da niemand auf die Idee kommen würde, sich z.B. alleine in ein Café zu setzen um dort auf zufällige Begegnungen mit Bekannten zu warten oder gar Fremde anzusprechen.

Der Krämerladen soll diese Möglichkeit der zufälligen Begegnung ermöglichen. Man kann sich hier aufhalten, sei es, um sich kurz aufzuwärmen oder in Büchern zu stöbern, sich für einen speziellen Austausch zu treffen, die Viertelstunde bis zur Abholzeit im Kindergarten zu überbrücken, etc.